Formationstanz
Formationstanzen ist im Gegensatz zum Paartanz und Solotanz das gemeinsame koordinierte Tanzen von mehr als zwei Personen. Prinzipiell lässt sich das Formationstanzen in zwei Arten aufteilen. Zum einen gibt es Formationen aus Einzeltänzern und zum anderen Formationen aus Paaren. Formationen aus Einzeltänzern sind z. B. im Modern-Jazz-Dance und im Gardetanz verbreitet. Formationen aus Paaren tanzen entweder einen einzelnen Tanz oder eine größere Anzahl von Tänzen ähnlicher Art.
Je nach getanzten Tänzen kann wiederum in eine Vielzahl von Arten untergliedert werden. Am etabliertesten sind die Standard- und Latein-Formationen, die in den nationalen und internationalen Ligen starten. Ein Formationsteam aus mindestens sechs und maximal acht Paaren. Ein Turnier wird in der Regel mit acht Paaren bestritten.
Musik
Die Musik darf bei Standard- und Lateinformations-Turnieren maximal sechs Minuten lang sein. Sie besteht aus Einmarsch, Hauptteil und Ausmarsch, wobei nur der Hauptteil in die Wertung aufgenommen wird. Der Hauptteil muss zwischen drei und viereinhalb Minuten lang sein. Der Ein- und Ausmarsch darf zusammen nicht länger als anderthalb Minuten sein, wobei deren Aufteilung beliebig ist. Sie sind dazu da, das Publikum auf das jeweilige Thema einzustimmen, werden vom Wertungsgericht aber nicht in die Wertung mit einbezogen. Die einzelnen Teile der Präsentation werden durch ein akustisches Signal, meist durch einen Gongschlag, voneinander getrennt.
In der Regel ist die Musik ein Arrangement von bekannten Musikstücken, die durch Bearbeitung an den jeweiligen Tanz angepasst werden. Jede Formationsmusik hat ein Thema, wie z. B. den Namen einer Musikgruppe, von der die Stücke stammen, oder ein Thema. Im Grunde genommen ist dem Choreografen bei der Wahl der Musik keine Grenze gesetzt, solange die gewählte Musik der Charakteristik der jeweiligen Tänze entspricht.
Bilder
Durch die Veränderungen der Tanzpositionen werden sogenannte Bilder gestellt. So sehen die Wertungsrichter zum Beispiel Rauten, Diamanten, Linien, Kreise, Reihen und Diagonalen. Die Bildentwicklung macht einen großen Teil der choreografischen Leistung aus, da die Wirkung der Schritte und Posen auch stark von den Bildern abhängig ist. Alle Teile müssen aufeinander abgestimmt werden.
Formations-typische Besonderheiten
Zusätzlich zu den üblichen Figuren eines Tanzes gibt es spezielle, die nur in Formationsdarbietungen vorkommen. Dazu gehören bei Lateinformationen neben sonstigen Effekten das Roundabout, auch als Wanderroundabout und mit Bodenwischer, Pirouetten, Lankenaus, Kettenreaktionen, die sogenannte Velberter Rose, Potstirrer und der Wind, deren gute Ausführungsqualität sehr publikumswirksam sind. Auch sind Herrensoli wegen der meistens dunklen Kleidung und des hellen Parketts sehr beliebt, da hier die Synchronität besonders leicht zu erkennen ist. Im Ein- und Ausmarsch sind zudem Hebefiguren erlaubt.
Kleidung
Im Bereich der Standardformationen ist für alle Herren ein Frack oder eine Weste in schwarz oder mitternachtsblau vorgeschrieben. Im Lateinbereich sind die Herren in der Regel schwarz gekleidet, da so der Kontrast zum hellen Parkett am größten ist und Bilder leichter zu erkennen sind. Die Regeln sind hier jedoch liberaler. So müssen die Tänzer lediglich einheitlich gekleidet sein. Die Damen dürfen im Rahmen der Kleiderordnung der Turnier- und Sportordnung des ÖTSV unterschiedliche Kleider tragen, was jedoch nur sehr selten der Fall ist.
Bewertung
Die Wertungsrichter bewerten die Leistungen der Mannschaften mit Hilfe eines Punktesystems und relativ zueinander. Hierbei stehen ihnen vier Wertungsgebiete zur Verfügung, die, im Gegensatz zum Wertungssystem bei Einzelwettbewerben, gleichberechtigt nebeneinander stehen.
- Musik - Alle Tänzer müssen dem Rhythmus und dem Takt der Musik folgen. Alle Bewegungen sollen zeitgleich ausgeführt werden. Die Musik selbst (also die Auswahl der Musikstücke) wird nicht bewertet.
- Tänzerische Leistung – Gewertet wird die Durchschnittsleistung der Formation. Es sollten also alle Tänzer/Paare auf einem ähnlichen Niveau tanzen. Übergänge zwischen Bildern sollen mittels tanztypischer Figuren ertanzt und nicht gelaufen werden.
- Ausführung der Choreographie – Gewünscht sind gerade Linien und runde Kreise, harmonische und „gut lesbare“ Übergänge zwischen den Bildern. Die Aufteilung der Mannschaft im Raum sollte innerhalb der Choreographie ausgewogen um die Mitte und die Mittelachsen gestaltet sein. Die Fläche sollte vollständig ausgenutzt werden.
- Durchgängigkeit und Charakteristik – Die Tänze sollen ab dem ersten Takt anhand ihrer charakteristischen Bewegungen erkennbar sein. Der gesamte Vortrag sollte dabei ohne überflüssige Stopps durchgehend gezeigt werden. Ausnahmen bilden Posen, die als „Klatschpausen“ genutzt werden.
Das derzeitige österreichische Ligasystem der Lateinklasse besteht seit dem 1. Januar 2009 und gliedert sich in 1. und 2. Bundesliga. Startberechtigt in der 1. Bundesliga sind Formationen mit Startkarte des ÖTSV, für die 2. Bundesliga sind Formationen mit Startkarte und alle Formationen ohne Startkarte startberechtigt. Die 2. Bundesliga ersetzt die bis Ende 2008 durchgeführten Breitensportturniere. Das am Ende der Saison auf dem ersten Platz liegende Team der 2. Bundesliga steigt automatisch in die erste Liga auf, wobei auch das zweitplatzierte Team über eine Erklärung die Möglichkeit auf den Aufstieg hat. Das auf dem letzten Platz liegende Team der 1. Bundesliga steigt automatisch in die 2. Bundesliga ab. Der Abstieg erfolgt jedoch nur, wenn zum Ende der Saison inklusive der aufgestiegenen Teams zumindest sechs Teams in der 1. Bundesliga verbleiben.
Zur Zeit befinden sich der HSV-Zwölfaxing Sektion Tanzsport, der TSC blau-grün Wien und der TSC Schwarz Gold in der 1. Bundesliga. In der 2. Bundesliga sind zur Zeit Mannschaften unter anderem folgender Clubs vertreten: HSV-Zwölfaxing Sektion Tanzsport, TSC blau-grün Wien, TSC Schwarz Gold (Wien), TSC Rot Schwarz Wien, TSC Rot-Weiss Stammerdorf (Wien) und Union FCV Krems.
Zusätzlich findet jährlich eine Staatsmeisterschaft der Formationen Latein statt. Die bisherigen österreichischen Staatsmeister der Latein-Klasse stellten unter anderem der UTSC Forum Wien (1991, 1993, 1999–2003), der 1. SFTC Rot-Weiss 90, Salzburg (1992, 1994–1997) sowie der HSV-Zwölfaxing Sektion Tanzsport (2004–2012).
International konnten zuletzt vom HSV-Zwölfaxing Sektion Tanzsport bei der Europameisterschaft 2008 der 6. Platz sowie bei der Weltmeisterschaft 2008 und der Europameisterschaft 2012 der 5. Platz erreicht werden. Der TSC blau-grün Wien belegte bei der Weltmeisterschaft 2008 den 14. Platz sowie bei der Europameisterschaft 2009 in Vilnius den 8. Platz.